DIGICOPTER goes India, Day 1-3

Diese Wochte steht Digicopter ganz im Zeichen von Indien.
Wir drehen dort die Overviews für den deutschen Spielfilm „Das Mädchen mit dem indischen Smaragd“

Wir versuchen jeden Abend News und Spannendes vom Filmset mit der 170-Mann-Crew von TeamWorxx zu berichten.

So gut es geht, werden wir alles fotografisch dokumentieren.
Lasst euch überraschen…

Stay tuned.

 

Tag 03: First Unit, Der Opener des Films

Ich brauche nicht zu erwähnen, dass auch dieses mal der Fahrer eine unglaubliche Glanzleistung im Straßenverkehr abgeliefert hat. Das wird langsam langweilig.

Heute sind wir um 4:30 ans Set gebracht worden, also deutsche Zeit 0:00 Uhr. Also doch recht früüühhh…


Im Dunkeln wurden wir auf unseren Dreh vorbereitet. Selbst wir haben Turban und Kostüme bekommen. Denn schließlich mussten wir eine Supertotale abliefern.
Heisst, man konnte die gesamte Tempelanlage einsehen.


Da haben wir uns dann auf einen Turm ganz rechts aussen platziert. Wenn man genau hinschaut, sieht man uns im Dress.

Es ist schon eine Herausforderung, wenn man weiß, dass man als einzige Kamera nun den Shoot des Openers in den Kasten bekommen muss. Da haben wir doppelt und dreifach das System gecheckt. Akkus, Kabel, Antennen, Verbindungen, Kamera-Kopter, Kamera, AF aus/an, Blende, Zeit, MENU Einstellungen, Karte, Laptop, Schärfe, gecheckt, ausgelagert, vergrößert, wieder gecheckt, ausgelagert, geprüft. Festgenagelt, und los geht’s.


Noch 10 Minuten bis Sonnenaufgang, Martin sucht seine Brille, moment mal, war da nicht eben ein Eichhörnchen um die Ecke gesprungen, wo ist die verdammte Sonnenbrille?

8 min bis Start, Scheisse, wo ist die Sonnenbrille, wir waren auf 15m Höhe auf einem uralten Turm, suchen das Ding wie blöde, plötzlich entdecke ich die Brille ganz unten am Fuß des Turmes, Das gibt es nicht, das Eichhörnchen hatte die Brille vorhin mitgehen lassen.

OK, 4 min bis Sonnenaufgang, Sind die Elefanten auf Position? Was macht der Urlauber dort, das sollte doch alles abgesperrt sein.

Der Aufnahmeleiter schreit ins Funkgerät, „weg da, go away, Rajid, sag dem Besucher, dass das hier ein Filmdreh ist, er soll sofort hinter die Absperrung, “


Was ist DAAS denn, Ein Heissluftballon nähert sich unserem Set, NEIN. Das gibts doch nicht, er soll angerufen werden, das geht nicht, der kann nicht durch das Bild fahren. Wir erzählen die Geschichte in der Zeit des Mittelalters.

1 Minute bis Start. Wir müssen schieben. Ich mache die Kamera aus, Martin fährt den Kopter wieder runter, Akkus sparen. Die Nerven liegen blank. Ein riesiger Heissluftballon kreutzt das Set. Wir können noch nicht abheben.

Die Sonne kommt eh etwas später. Der Bergkamm verdeckt die Sonne noch. Wir können noch Zeit schinden. Der Heissluftballon zieht vorbei, weiter aus dem Bild. Puuh…

 

Musste das JETZT sein. OK, nun gehts los. Kamera bereit, Kopter bereit.

Regie: alle fertig ?! Kameras start, in der Closen, DIGICOPTER, bitte starten !!

Die Motoren laufen an, Kamera läuft und nun ziehen wir los.
Die Karavane setzt sich in Bewegung. Der Kopter gleitet auf Anfang, der in etwa 300meter vom Tempel entfernt ist.

Wir richten uns ein. Regie schaut mir über die Schulter, „ja etwas mehr rechts rein ins Bild, die Elefanten sind super so, dann UND BITTE….“, sagte Michael Karen.

Der Kopter setzt sich in Bewegung, Martin weiss, dass es jetzt um ALLES geht. Das soll der Opener im Film werden, das erste BILD, das Bild, das der Zuschauer als Einführung in den Film sehen wird. Ein ONE Shoot von der Totalen in die Nähe der Elefantenkaravane.

Langsam aber stetig nähert sich der Kopter dem Tempel. Der Atem stockt, Michael Karen schaut gebannt auf den Monitor, ein leises, „ja, genau so“ motiviert uns. In die Kamera krabbelt nun ein Bild, was vor uns wirklich noch niemand gemacht hat. Es ist einfach noch nie eine Genehmigung erteilt worden. Es ist so wie beim Bundeskanzleramt in Berlin. Absolute Sperrzone, hier sogar noch aus religiösen Gründen.

Martin steuert das Fluggerät wie mit Telepathie, er weiss fast selbst nicht wie, aber es funktioniert, sogar sehr gut.

Die Inder starrten gebannt auf unsere Luftspinne, die sich ihren Weg bis zum anderen Ende des Tempels bannt. Und nun ist das Bild im Kasten. Die Elefanten haben ihren Weg zurückgelegt und sollen jetzt nochmal auf Anfang. Wir haben nun ca. 7 Minuten Zeit, wir atmen auf, die Pflicht ist erfüllt, wir sind echt happy, landen den Kopter und lagern routiniert das Material sofort auf das Macbook aus. Gespannt schauen wir auf den Ladebalken, noch 6 Minuten, dann sind die Elis wieder auf Anfang.

Die Auslagerung ist fertig, ich importiere das Material ins Premiere CS6.

Erster Blick von mir, puhhh, alles scharf, klasse, erster Stein ist gefallen. Denn unsere Funkstrecke ist zwar sensationell gut, überträgt aber leider nur in PAL, was zur Beurteilung der Schärfe nur suboptimal ist.
So, wie ist die Fahrt ? Wir schauen uns den Flug an, halten den Atem an, sieht man Ruckler, sieht man ungewollte Schwenks. NEIN. Alles sieht unglaublich soft aus, und das direkt aus der Kamera, ohne Softwarestabilisierung. Michael ist glücklich, wir sind glücklich, müssen uns spontan umarmen :o), 2 Minuten noch bis die Elefanten wieder auf Anfang sind.

Kamera wieder bereit, Kopter neu geladen, Es kann wieder losgehen, Nun kommt die Kür.

Wir wollen die Flugroute etwas variieren. Wieder auf Anfang und GO…

Diesmal ist der Flug auch sehr Soft, aber der Erste vorhin war einfach perfekt. Von diesem können wir die closen Überflüge nutzen, alles super. Und nun ist es 8:00 Uhr morgens. Drehschluß des ersten Sets.
Wir können Aufatmen, für uns heisst es nun Material aufbereiten und evtl etwas colorgraden und kurz schneiden.

Wir gehen Frühstücken ins Hotel und warten auf den nächsten Einsatz. 17:30 Abendshoot mit der Hauptdarstellerin am „Ganges“..Auch da, alles klasse, der Flug war wie Butter. Martin ist noch einmal zu Höchstform aufgestiegen und hat den Abend mit einem tollen Sonnenuntergang beendet. Mal sehen was morgen der Tag so bringt.

Er soll auf jeden Fall nochmal spannend werden.

….

 

 

 

Tag 02: Erster echter Drehtag, Second Unit,DIGICOPTER

Heute morgen ging der Wahnsinn gleich wieder so los, wie er am Abend vorher endete. Mit Hupen, Lärm und einem seltsam permanentem Dunst. Man sagt, es habe im Norden geschneit und deswegen sei es nun in der heissen Tiefebene, wo wir uns gerade befinden, dunstig. hmm, blöd für die Bilder, dachten wir. Aber wir müssen machen, was geht.

Der sagenumwobene blaue Himmel blieb heute aus. Nicht schlimm, die Shoots sollten eh nicht clean und strahlend sein…alles gut..
Obwohl der Start in den Morgen etwas schwierig war. Der neue Fahrer wartete zwar pünktlich bei uns im Hotel , nur eben leider IM Hotel, und nicht wie wir, vor der Tür draußen vorm Hotel.
Lustig an der Sache war, dass uns der Fahrer schon einige Minuten vorher angesprochen hatte, wir ihn jedoch komplett ignorierten, da wir dachten, er gehöre eine indischen Mafia an.

Egal. Nach einigem Hinundher, gab er sich als Fahrer der Teamworxx-Filmproduktion glaubhaft zu erkennen. Ein freundlicher Kerl, wie sich im nachhinein herausstellte.

Wie alle Autoführer in Indien, gehörte er wohl dem Club der heimlichen Formel1-Anwärter an. Einem Verein, dem sich in Deutschland niemand zugehörig fühlen kann, da er diese Fähigkeiten nicht besitzen würde. Das Fahren in Indien ist ein Knaller, ein physikalisches Wunder. Ein Kuriosum. Ein….mir fallen einfach keine passenden beschreibenden Worte dazu ein, da ich ein so flüssiges, (hoffentlich) unfallfreies und dabei so chaotisches Treiben noch nie zuvor gesehen habe.

Und dazu sitze ich sogar noch vorne links, nur eben ohne Lenker (rightdriver). Auch das ein unglaublich seltsames Gefühl, nicht eingreifen zu können.
Muss man aber auch nicht, denn dann würde der perfekte Fluß gestört werden.
Alles ist gut so, wie es ist.

Dazu gehört auch das geschickte Umfahren von Rindern und Schweinen, die in regelmäßigen Abständen kauend auf der Straße stehen, liegen oder fressen.
Auch hier ist die Ruhe der Tiere bewundernswert. Weder das Hupen, noch das ca 5cm nah heran rasende Auto stört die Tiere hier sonderlich.

Irgendwann meinte der Fahrer, nachdem er uns immer wieder „AAACHTUNG“-rufen oder „Ahhh“-schreien hörte, „You can´t kiss in public but you can piss in public“ und lachte sich darüber halb tot. Ein indisches Sprichwort, was ich genauso unterschreiben würde.

Martins Arzt meinte einige Tage vor Abflug: „NEEEIN,eine Impfung brauchen Sie NICHT unbedingt. Sie werden ja nicht gleich in die Slums fahren und dort mit Einheimischen in Kontakt treten“.

Auszug aus dem heutigen Callsheet. >ABHOLUNG 9:00; Fahrt in die Slums von Jaipur.<
Okey, die Verletzung die sich Martin gleich nach 10 minuten an einem scharfen Nagel zuzog, war jetzt im nachhinein doch keine Blutvergiftung, aber einwenig mulmig war ihm doch zu mute.

Überhaupt waren wir heute mal wieder DIE Attraktion hier.

Sowohl die lokalen Schüler direkt neben unserem Filmset…

Als auch einheimische Anwohner der Slum-Stadtteile, kamen freundlich auf uns zu.

Ein Wenig seltsam aber lustig fanden wir dann aber doch diese Benennung der Toiletten :O)

Aber ansonsten lief alles reibungslos.
Hier sieht man einen Turm direkt am Tempel des Windes. Hier sind wir um den Tempel langsam auf die Schauspielszenerie zu geflogen. Unglaublich wertige Shoots. Unten ein kurzes Beispiel.

temple_wind_short

SOOO, ich werde jetzt mal schlafen. nach 4 Stunden werden wir wieder geweckt für den großen Opener des Filmes.

Morgen gibts hoffentlich wieder was neues zu lesen….

….

Tag01: Die Ankunft

Es begann schon vor der Reise spannend zu werden. Kurz vor dem Abflug sagte man uns von Seiten der Produktion. „Passt auf, Jungs, sagt bitte vorsichtshalber nicht beim indischen Zoll, dass das ein fliegendes Kamerasystem ist.“

Fast blieb mir mein Frühstück am Gaumen kleben. „Was in Herrgottsnamen soll ich einem Zollbeamten denn sagen, wenn er 8 Propeller an 8 Stangen und ein professionelles vor Carbon strotzendes Gebilde in einem überdimensionalen Flightcase sieht….????“

Martin meinte nur kauend,“ wir sagen denen einfach, dass die Propeller unsere Kamera kühlen“.“ Gute Idee…“ so machen wir das..

Nach 14 Stunden Reise kamen wir in Dehli (Neudehli) an und das erste was der Beamte fragte: „Hello guys, what is that meaning on your Case <DIDGIKOPTAR<

öhhmm yes, its our cool new camerasystem for the „girl with the green emerald“…
„aaaahh, OK, then please open the case …“

Von da an wussten wir, nun musste ein Wunder geschehen, um nicht die nächsten 10 Stunden beim Zoll zu verbringen. Das Wunder hies Aniruddha,
Unser Helper, der schon vorsorglich die wichtigen Papiere dem Herrn vom Zoll überreichte. Wir hatten zwei Cases dabei. Ein Case mit dem Copter, ein Case mit den Akkus. Er öffnete glücklicherweise das kleiner Case mit den Akkus, Kabeln, Kamera und Ladegeräten…

Mit dem Akkucase war er dann erstmal beschäftigt und hatte dann tatsächlich keine Lust mehr in den großen Koffer zu schauen. Unser Glück, denn nun ging alles doch sehr schnell, Stempel hier und Stempel da und eh wir uns versahen, waren wir auch schon draußen bei unserem Fahrer.

Also alles Halbsowild.

Der fuhr dann auch schon los und das was jetzt kam, konnten wir uns vorher kaum vorstellen. Hupende, rufende, laute und hektische Menschen auf Vespas, durchschnittlich zu viert besetzt rasten vor uns, um uns und über uns hinweg.

Man ertappt sich zu fragen, wie so was ohne große Unfälle überhaupt funktioniert.

Es funktioniert. Nach ca 20 Minuten Abenteuer-fart durch Jaipur, dem Herzen Indiens, kamen wir in unserem Hotel an.


Eine Oase in Mitten unwirklicher Realität. Michael Karen,der Regiesseur, kam uns schon strahlend mit den Worten entgegen. „Das ist heute noch gar nix, Jungs. Sonntag ist nichts auf den Straßen los.:o)“

Ahha, Das haben wir jetzt mal so im Raum stehen gelassen und waren gespannt auf „morgen“.

Die erste Herausforderung war nun innerhalb von 30 minuten den Copter „out of the box“ aufzubauen, denn nun hieß es den Amber Fort zu shooten. Wir wollten noch vor Sonnenuntergang einen Test schießen um den aufwändingen Dreh mit den Elefanten und den 80 Statisten am Dienstag zu besprechen.

Das Ergebniss seht ihr hier. Facebook
Regie und Kamera waren schon sehr begeistert und hatten uns noch ihre Wünsche der Flugroute mitgeteilt.
Dabei bemerkten wir, dass plötzlich ALLE Inder im Umkreis von 2 km alle bei uns standen. Distanz ist hier ein Fremdwort, aber alle waren soooo nett, dass man einfach nicht böse sein konnte, auch wenn gefühlte 20 Köpfe zehn Zentimeter hinter uns in die Monitore glotzten.

Ein niedliches Völkchen, irgendwie immer nett und immer am grinsen.Es waren alle sehr begeistert und interessiert. Sowas hatten sie einfach noch nie vorher gesehen erklärte uns ein Einheimischer.

Morgen gehts weiter. Da werden wir den „LaraCroft“ Tempel so filmen, wie es vor uns noch niemand tat. Wir sind die erste Kamera-Flugdrohne, die hier eine Genehmigung erhalten hat. Darauf sind wir besonders stolz.

 

MORGEN gehts weiter… Kommentare sind erwünscht…

 

 

Tag 0: Abflug in Hannover:

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Das DIGICOPTER Zeichen grad entdeckt. Hoffentlich kommt er auch da an, wo wir ihn brauchen.

 

7 thoughts on “DIGICOPTER goes India, Day 1-3

  1. Danke für den Bericht. Indien ist wunderbar – entweder man fühlt sich auf Anhieb wohl oder sehr sehr … merkwürdig.
    Viel Glück und noch viele Wunder 🙂

  2. Wunderbare Bilder und echt spannender Bericht. Freu mich schon auf Morgen wenn es weiter geht 🙂

  3. Puhh, bei Tag 3 hält man ja beim Lesen den Atem an. Echt spannend. Aber ihr macht das!

  4. Echt faszinierend was ihr da macht. Ich habe auch vor kurzem Filmaufnahmen mit einer Drohne gemacht. Ich war der Kameramann (auch mit Livebild, etc.) und ein Kollege hat die Drohne gesteuert.

    Das ist komplexer als man denkt, aber ich habe schon einige Sachen von euch angeschaut. Sind echt top.

    Wir haben mit einer 5DMKIII gearbeitet. Ich vermute aber ganz stark, dass ihr nicht mit einer DSLR arbeitet.

    Welche Kamera und welches Objektiv verwendet Ihr?

    • Hey Valentin,
      Danke für dein Lob. Wir machen das ganze seit ca. 3 Jahren fast täglich und arbeiten noch heute an Optimierungen sowohl an Kamera, codec, Einstellungen, Konstruktionen, Bauteile, Effetivitäten, Gewicht, und vielen anderen Dingen.
      Das ist viel Zeit und Gehirnschmalz, die drauf gegangen ist. Aus dem Grund sehen unsere Bilder so aus, wie sie aussehen.
      Ich denke du verstehst mich/uns, wenn ich/wir dir wirklich leider keine Auskunft über unsere Technik geben kann. Aber danke für dein Verständnis und sei gespannt auf weitere Storys hier aus Indien. .O)